Drei Kinder symbolisieren die drei Akteure in Instant Payments Riskmanagement
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Instant Payments und Risikomanagement: Drei Fachbereiche zwischen Regulierung und Echtzeitdruck

16.04.2025 Hannah Kuck

Die Einführung von Instant Payments – auch bekannt als SEPA Instant – verändert nicht nur die Geschwindigkeit von Transaktionen, sondern auch die Rahmenbedingungen für Risikomanagement und Compliance im europäischen Zahlungsverkehr. Derzeit betrifft dies vor allem den Euroraum, ab 2027 wird das Verfahren schrittweise in ganz Europa verpflichtend.  Wo früher stunden- oder tagelange Prüfmechanismen möglich waren, verbleiben nun oft nur wenige Sekunden – zu wenig für manuelle Kontrollen, zu viel für traditionelle Systeme. 

In diesem neuen Umfeld müssen sich Fachverantwortliche aus drei zentralen Bereichen – Betrugsbekämpfung, Compliance und Sanktionsscreening – mit einer Reihe neuer Spannungsfelder auseinandersetzen. Technologische Unterstützung in Form fortschrittlicher KI-basierter Softwarelösungen wie RiskShield kann helfen, die Lücken zwischen Regulierung, Praxis und technischer Umsetzbarkeit zu schließen. Doch die Herausforderungen sind komplex – und sehr spezifisch. 

Echtzeitanforderungen in der Betrugsprävention  

Im Bereich der Betrugserkennung stehen Finanzinstitute vor einem grundlegenden Dilemma: Instant Payments erlauben keine Verzögerung, Betrugsentscheidungen müssen in Millisekunden getroffen werden. Das stellt Betrugsanalysten vor die Aufgabe, hochpräzise Einschätzungen in einem nahezu reaktionsfreien Zeitfenster zu ermöglichen. Herkömmliche regelbasierte Systeme stoßen hier oft an ihre Grenzen – sie sind entweder zu langsam oder erzeugen eine hohe Anzahl falsch-positiver Alarme. Gerade im europäischen Markt hat sich gezeigt, dass bis zu 99 % der automatisierten Warnungen bei Echtzeitüberweisungen auf legitime Transaktionen entfallen. Die Konsequenz: eine zunehmende Belastung für manuelle Nachprüfungen, Kundenzufriedenheitseinbußen und ein stetig wachsender operativer Aufwand. 

Der aktuelle Markttrend zeigt eine klare Bewegung hin zu adaptiven, selbstlernenden Modellen. Immer mehr Finanzdienstleister setzen auf hybride Echtzeit-Fraud-Detection-Lösungen mit dynamischen Modellen, bei denen regelbasierte Logik mit Machine Learning kombiniert wird. Diese Systeme lernen kontinuierlich aus neuen Mustern und können dadurch bekannte und unbekannte Betrugsversuche gleichermaßen erkennen. Ergänzend dazu sind neue regulatorische Maßnahmen in Arbeit: Die EU plant ab Oktober 2025 den verpflichtenden Abgleich von Empfängerdaten, um Fehlüberweisungen durch Social-Engineering-Fälle einzudämmen. Softwarelösungen, die solche Prüfungen in Echtzeit ermöglichen, werden zunehmend zur Voraussetzung für ein funktionierendes Betrugsmonitoring. 

Kurzüberblick – Fraud Officer  

  • Millisekunden statt Minuten: Klassische Prüfprozesse sind für Instant Payments zu langsam. 
  • False Positives belasten Ressourcen: Fehlalarme führen zu hohem manuellem Aufwand. 
  • Trend: Adaptive Systeme mit Machine Learning verbessern Präzision und Reaktionsgeschwindigkeit.

Compliance zwischen PSD3, DORA und operativer Real

Die zweite Herausforderung betrifft den Bereich Compliance. Die Einführung von Instant Payments trifft auf ein Umfeld, das durch eine Vielzahl europäischer Regulierungen geprägt ist. PSD3, die neue Payment Services Regulation (PSR) und ab 2025 auch DORA fordern nicht nur Echtzeittransparenz, sondern auch umfassende Protokollierung, nachvollziehbare Entscheidungen und auditierbare Prozesse – idealerweise rund um die Uhr. Das Problem: Viele Banken arbeiten noch mit fragmentierten Systemen, die für manuelle Nachbearbeitung ausgelegt sind. Das Tempo der Zahlungen lässt jedoch kein Zeitfenster für nachträgliche Prüfungen zu. Die regulatorische Relevanz wächst dabei weiter: Während Instant Payments derzeit vor allem im Euroraum verpflichtend eingeführt werden, sieht die EU-Verordnung vor, dass das Verfahren bis 2027 stufenweise auf den gesamten europäischen Binnenmarkt ausgedehnt wird – inklusive Nicht-Euro-Länder. 

Besonders gravierend zeigt sich das im Umgang mit internen Richtlinienänderungen oder neuen regulatorischen Anforderungen: Zwischen der Definition einer neuen Regel, deren technischer Implementierung und tatsächlicher Wirkung klaffen oft Tage oder gar Wochen. Bei Echtzeittransaktionen ist dieser Zeitraum schlicht nicht mehr tragbar. Der Trend geht daher klar in Richtung vollständiger Automatisierung und Echtzeitdokumentation. Eine vertiefende Einordnung zu regulatorischen Entwicklungen und den operativen Auswirkungen bietet das On-Demand-Webinar zur EU-Sofortzahlungsverordnung. Softwarelösungen mit eingebauten Audit-Trails, automatisierter Regelversionierung und erklärbaren Entscheidungslogiken bieten eine Möglichkeit, diesem Spannungsfeld zu begegnen. Der regulatorische Druck bleibt dabei hoch – europäische Aufsichtsbehörden machen bereits deutlich, dass Echtzeit-Compliance nicht mehr optional, sondern verbindlicher Standard ist. 

Kurzüberblick – Compliance Officer  

  • PSD3, DORA & PSR erfordern Echtzeitkonformität: Kein Spielraum für manuelle Reviews. 
  • Lücken zwischen Regeldefinition und Umsetzung behindern effektive Kontrolle.   
  • Trend: Vollautomatisierte Systeme mit Audit-Trails und versionierter Regelverwaltung gewinnen an Bedeutung.

Sanktionsscreening unter Hochfrequenzbedingungen  

Die dritte kritische Schnittstelle betrifft das Sanktionsmanagement. Zahlungsdienstleister sind verpflichtet, alle Transaktionen gegen aktuelle nationale und internationale Sanktionslisten zu prüfen. Was bislang als Overnight-Prozess realisiert wurde, muss nun transaktionsgenau und innerhalb weniger Sekunden erfolgen. Dies führt in der Praxis zu extrem hohen False-Positive-Raten. In vielen Instituten übersteigen sie 95 %. Jeder dieser Fehlalarme muss im Zweifelsfall manuell geprüft und dokumentiert werden – ein Aufwand, der mit wachsendem Zahlungsvolumen zunehmend zur operativen Belastung wird. 

Die neue EU-Verordnung zu Instant Payments trägt dieser Problematik Rechnung, indem sie den Schwerpunkt auf ein kontinuierliches, kundenbasiertes Sanktionsscreening legt. Tägliche Abgleiche von Kundenstammdaten mit aktuellen Sanktions- und Watchlists sollen die Echtzeitbelastung senken und Compliance sichern.  

Ergänzt wird dies durch moderne KI-Technologien, die Namensähnlichkeiten kontextsensitiv interpretieren und damit echte Treffer zuverlässiger von Falschalarmen unterscheiden können. Auch hier ist der Trend eindeutig: Automatisierung, Echtzeitfähigkeit und Fehlalarmreduktion sind die Eckpfeiler eines zukunftsfähigen Sanktionsmanagements im europäischen Zahlungsverkehr. 

Kurzüberblick – Sanctions Officer  

  • Extrem hohe False-Positive-Raten belasten Prozesse und Personal.
  • Sekundenschnelle Entscheidungen nötig, ohne Verstöße zu riskieren. 
  • Trend: Tägliche Kundenlistenprüfung & KI-basierte Lösungen senken Fehlalarme und steigern Effizienz.

Ausblick: Rollenbasiertes Risikomanagement als Systemfrage 

Die genannten Herausforderungen sind keine isolierten Probleme einzelner Fachbereiche, sondern Symptome eines strukturellen Wandels im Zahlungsverkehr. Betrugsbekämpfung, Compliance und Sanktionsprüfung wachsen technisch, organisatorisch und strategisch enger zusammen. Der Schlüssel liegt in integrierten Plattformlösungen für das Risikomanagement, die rollenbasiert unterstützen, ohne die übergreifende Sicht zu verlieren.​ 

Softwarelösungen wie RiskShield – die regelbasierte Logik, maschinelles Lernen, Erklärbarkeit und Echtzeitverarbeitung kombinieren – bilden dafür zunehmend das Rückgrat. Nicht, weil sie jedes Problem lösen, sondern weil sie helfen, den Spagat zwischen regulatorischer Verlässlichkeit, operativer Effizienz und Kundenerwartung überhaupt erst zu ermöglichen. 

Der Umbruch im Zahlungsverkehr ist bereits Realität. Die Frage ist nicht mehr, ob sich Risikomanagement anpasst – sondern wie schnell. 

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um bestehende Strukturen zu hinterfragen – und zu prüfen, wie Technologie dabei unterstützen kann. 

Für eine vertiefende Perspektive auf die strategischen, technischen und organisatorischen Auswirkungen des Instant-Payment-Paradigmas empfehlen wir außerdem unser Whitepaper: „Über Compliance hinaus – die Bewältigung des Instant-Paradigmas“

ÜBER UNSERE EXPERT:INNEN

Hannah Kuck

Hannah Kuck

Corporate Communications Managerin

Hannah Kuck ist seit August 2024 als Corporate Communications Managerin im Corporate Marketing bei INFORM tätig. Mit einer Leidenschaft für kreative und wirkungsvolle Kommunikation gestaltet sie verschiedene Bereiche der Unternehmenskommunikation mit – von Pressearbeit über Content Creation bis hin zu Storytelling.