Checkliste für einen reibungslosen Produktionsablauf
09.08.2017 // Stipo Nad
Gerade die „Hidden Champions“ nehmen bei der Digitalisierung Ihrer Unternehmen Fahrt auf. Laut einer Studie im Auftrag der Deutschen Messe in Hannover, der Unternehmensberatung Horváth und der EBS Universität meistert der Mittelstand die Anforderungen der Industrie 4.0 zumindest besser als Unternehmen anderer Größe. Dennoch befindet sich Deutschland im internationalen Vergleich einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung und des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung zufolge auf den hinteren Rängen bei der Digitalisierung.
Beispielsweise arbeiten im deutschen Maschinen- und Anlagenbau auch die „Hidden Champions“ häufig noch mit Excel-Sheets oder selbst programmierten, in die Jahre gekommenen Lösungen. Gerade in der Produktionsplanung ist von der großen digitalen Transformation oft noch nichts zu spüren. In vielen, langwierigen Teamsitzungen werden hier immer wieder alle Liefertermine koordiniert, die dann bei der geringsten Störung – zum Beispiel durch neue Aufträge, Krankheit oder Maschinenausfall – wieder neu besprochen werden müssen. Kurzfristige Maßnahmen wie Zusatzschichten oder Fremdvergaben sind dabei an der Tagesordnung. Lange Fehlteillisten auf der einen, hohe Bestände auf der anderen Seite, die zu Lieferproblemen, Verschwendung von Produktionsressourcen und gebundenem Kapital führen, sind die Folge. Letztendlich bedeutet das für die Unternehmen hohe Kosten, niedrige Produktivität und vor allem unzufriedene Kunden. Dabei fehlt dem Management häufig die nötige Transparenz über den aktuellen Stand der Fertigung, um Ansatzpunkte zu finden, die Fertigung langfristig zu optimieren. Zudem werden die Missstände in der Produktion oft als unvermeidliche Eigenheiten der Fertigungsprozesse dargestellt und akzeptiert.
Um diese Probleme zu beseitigen, gibt es nicht immer einen standardisierten Lösungsweg. Dennoch existieren bestimmte Faktoren, die in jeder erfolgreichen Produktion wiederzufinden sind. An der folgenden Checkliste können sich produzierende Unternehmen, Produktionsleiter und -mitarbeiter orientieren, um das Optimierungspotenzial ihrer Produktionsabläufe im Hinblick auf bessere Termintreue, kurze Lieferzeiten und niedrigere Bestände zu identifizieren.
Ein kurzer Produktionscheck
Die hier zusammengestellten Fragen dienen als Checkliste und sollen ein erstes Bild über die aktuelle Situation in Ihrer Fertigung verschaffen:
- Müssen Sie häufig Teamsitzungen einberufen, um Termine und Pläne zu koordinieren? Dauern diese Termine lange und es nehmen jedes Mal mehrere Personen daran teil?
- Sind Ihre Fehlteillisten sehr umfangreich?
- Gerät die Montage häufig wegen Fehlteilen ins Stocken?
- Zirkuliert in der Produktion viel Work-in-Progress?
- Ist der Rückstand in Stunden sehr hoch?
- Bringen Chefaufträge die Produktionspläne häufig durcheinander?
- Können Liefertermine oft nicht zuverlässig und schnell an den Kunden gegeben werden? Müssen Auslieferungstermine oft verschoben werden?
- Sind nicht alle notwendigen Planungsinformationen zentral verfügbar? Müssen Sie viele verschiedene Personen oder Excel-Dateien befragen, um an diese Informationen zu gelangen?
Häufig können viele dieser Fragen nicht auf Anhieb beantwortet werden, da die notwendige Transparenz über alle Prozesse fehlt. Können Sie aber mehrere Fragen mit „Ja“ beantworten, ist dies bereits das erste Indiz, dass ein zentrales Planungsverfahren notwendig ist.
Den ersten Schritt in Richtung Digitalisierung wagen
Die wachsenden globalen Marktanforderungen verlangen von produzierenden Unternehmen wie Maschinen- und Anlagenbauern immer innovativere Produkte mit kürzeren Lieferzeiten zu niedrigeren Kosten. Zudem fordern die Kunden individuelle Produkte, obwohl das Enddesign der Maschinen bei der Bestellung häufig noch nicht klar ist. Nach dem ersten Produktionscheck haben Sie erste Informationen über die Missstände in Ihrer Fertigung, die Sie mit Kollegen und Vorgesetzten als Anhaltspunkt für eine Veränderung nutzen können. Die obige Checkliste ersetzt dennoch keine systematische Potenzialanalyse. Dazu sollten mit aussagekräftigen, belastbaren Kennzahlen, die wichtigsten Effizienztreiber und Missstände in der Produktion identifiziert werden. Diese Kennzahlen informieren unter anderem über Rückstände, Fehlteilquoten, Durchlaufzeiten, Aufwandsfaktoren, Fließgrad oder Work-in-Progress in der Fertigung. So kann die Veränderung und das Potenzial kennzahlenbasiert messbar gemacht werden. Die Optimierung der Produktionsprozesse ist auf den ersten Blick sichtbar.
Fazit
Von Maschinen- und Anlagenbauern werden kurze Lieferzeiten und eine hohe Termintreue erwartet. Dementsprechend versuchen diese den Erwartungen nachzukommen, indem sie mit niedrigen Beständen Umlaufkapital senken, durch Rüstoptimierung Kosten sparen und gleichzeitig flexibel in der Produktion sind, um auf Änderungen von Kundenwünschen flexibel zu reagieren.
Ausschlaggebend für eine langfristige Verbesserung ist die Implementierung eines zentralen Planungssystems sowie effizienten Produktionscontrollings. Checken Sie doch einfach mal selbst, ob und welche Schwachstellen Ihre Fertigung hat!
ÜBER UNSERE EXPERT:INNEN
Stipo Nad
Head of Business Development Produktion
Stipo Nad ist seit 2001 bei INFORM tätig und beschäftigt sich hauptsächlich mit den Themenschwerpunkten Advanced Planning & Scheduling sowie Produktionsplanung im Maschinen- und Anlagenbau und anderen Einzel- und Kleinserienfertigern.