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Warum saubere Stammdaten die Basis für eine erfolgreiche Stichprobeninventur sind

30.09.2025 Daniel Schulteis

Die Inventur gehört zum Pflichtprogramm jedes Unternehmens, das Waren oder Materialien lagert. Sie ist gesetzlich vorgeschrieben, gibt Aufschluss über die tatsächlichen Bestände und sorgt für Transparenz in Bilanz und Controlling. In der Praxis ist sie jedoch häufig mit hohem Aufwand, Fehlern und Stillständen verbunden.

Die Stichprobeninventur bietet eine effiziente Alternative zur klassischen Vollinventur. Sie reduziert den Zählaufwand um bis zu 95 Prozent und ist gemäß § 241 Abs. 1 HGB sowie den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung (GoBD) zulässig, sofern anerkannte mathematisch-statistische Verfahren eingesetzt werden. Diese Verfahren sind durch das Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) definiert und werden von Finanzbehörden sowie Prüfern akzeptiert.

Damit die Stichprobeninventur jedoch reibungslos funktioniert, braucht es mehr als ein anerkanntes Verfahren: Die Qualität der Stammdaten entscheidet über Erfolg oder Misserfolg.

 

Was sind Stammdaten und warum sind sie so wichtig für die Inventur?

Stammdaten sind die grundlegenden Informationen, die Artikel, Materialien und Lagerplätze eindeutig beschreiben. Dazu gehören u. a.:

  • Artikelnummern und -bezeichnungen
  • Serien- und Chargennummern
  • Lagerplatzkennzeichnungen
  • Mengeneinheiten und Warengruppen
  • Produktinformationen wie Maße, Gewicht oder Wert

Diese Daten sind die „Landkarte“ des Lagers. Jede Warenbewegung, von der Einlagerung bis zur Auslieferung, greift auf diese Stammdaten zurück. Sind sie vollständig und korrekt, lassen sich Bestände eindeutig erfassen. Sind sie fehlerhaft, führen sie zu Inkonsistenzen, die spätestens bei der Inventur sichtbar werden.

 

Stichprobeninventur und Stammdaten 
– eine enge Verbindung

Während bei der Vollinventur sämtliche Bestände gezählt werden, arbeitet die Stichprobeninventur mit einer Auswahl: Nur bestimmte Artikel oder Lagerplätze werden überprüft, das Ergebnis wird hochgerechnet.

In Deutschland sind vor allem zwei Verfahren zulässig:

  • Hochrechnung: Für manuelle Läger mit normaler Bestandszuverlässigkeit. Aus einer zufälligen Stichprobe wird der Gesamtbestand statistisch ermittelt.
  • Sequentialtest: Für automatisierte Läger mit hoher Bestandsqualität. Hier reichen oft schon wenige Stichproben, um die Bestände abzusichern.

Beide Verfahren sind nur dann revisionssicher, wenn die zugrunde liegenden Stammdaten verlässlich sind. Denn: Stammdaten bestimmen, was überhaupt in die Stichprobe eingeht.

 

Praxisbeispiele für Risiken

  • Doppelte Artikelnummern: Ein Artikel wird mehrfach im System geführt – die Stichprobe verzerrt sich.
  • Fehlende Lagerplatzdaten: Ein Bestand ist im System vorhanden, im Lager aber nicht auffindbar.
  • Unvollständige Chargendaten: Ersatzteile oder Halbfabrikate lassen sich nicht eindeutig zuordnen.

Das Ergebnis: Abweichungen zwischen Soll- und Ist-Bestand, die nicht plausibel erklärt werden können. In der Prüfungspraxis führt das oft zu Nacharbeiten oder sogar zur Ablehnung der durchgeführten Inventur.

 

Typische Folgen mangelhafter Stammdatenqualität

  1. Inventurdifferenzen – Abweichungen, die nicht nachvollziehbar sind.
  2. Korrekturaufwand – zusätzliche Aufgaben in Controlling und Buchhaltung.
  3. Prüfungsrisiken – Zweifel an der Verlässlichkeit der Bestände, im Extremfall Nichtanerkennung des Verfahrens.
  4. Verlust von Effizienz – der Vorteil der Stichprobeninventur geht durch Nacharbeit und Unsicherheit verloren.

Voraussetzungen für verlässliche Stammdaten

Damit die Stichprobeninventur ihre Vorteile entfalten kann, sollten Unternehmen diese Kriterien sicherstellen:

  • Eindeutigkeit: Keine doppelten Artikelnummern oder widersprüchlichen Kennzeichnungen.
  • Aktualität: Alle Buchungen sind tagesaktuell erfasst.
  • Vollständigkeit: Stammdaten enthalten alle relevanten Informationen – von der Artikelnummer bis zum Lagerplatz.
  • Nachvollziehbarkeit: Bewegungen sind transparent dokumentiert und jederzeit prüfbar.
  • Verantwortlichkeiten: Klare Zuständigkeiten für Pflege und Kontrolle der Stammdaten.

Stichprobeninventur versus Vollinventur

Bei der Vollinventur werden zwar alle Bestände gezählt, doch Fehler in den Stammdaten bleiben meist unerkannt. Die Stichprobeninventur geht einen Schritt weiter: Sie liefert nicht nur ein Inventurergebnis, sondern macht zugleich sichtbar, wie zuverlässig Prozesse und Daten im Unternehmen funktionieren. Damit wird die Inventur zu mehr als einem reinen Zählverfahren – sie entwickelt sich zu einem Instrument der Qualitätssicherung. Auffälligkeiten bei der Durchführung zeigen, wo Stammdaten oder Abläufe nicht stabil sind. Unternehmen gewinnen so wertvolle Hinweise für Verbesserungen, die über die eigentliche Inventur hinausreichen. Die Vorteile liegen daher auf der Hand: Wer die Stichprobeninventur einsetzt, erkennt Schwachstellen frühzeitig, stärkt die Stammdatenqualität und schafft damit eine tragfähige Basis für eine sichere und zukunftsfähige digitale Bestandsführung.

 

Praxis-Check: Sind Ihre Stammdaten fit für die Stichprobeninventur?

Ein schneller Selbsttest zeigt, ob die Voraussetzungen erfüllt sind:

  1. Sind alle Bestände im System tagesaktuell gebucht?
  2. Sind Seriennummern, Chargen und Lagerplätze eindeutig dokumentiert?
  3. Werden Warenein- und -ausgänge korrekt erfasst?
  4. Liegen Inventurdifferenzen aus Vorjahren im Toleranzbereich?
  5. Sind die Artikelstammdaten vollständig und gepflegt?
  6. Gibt es klare Verantwortlichkeiten für die Datenpflege?

Nur wenn diese Fragen überwiegend mit „Ja“ beantwortet werden, ist die Basis für eine revisionssichere Stichprobeninventur gelegt.

 

Fazit – Stammdaten als Schlüssel zur Revisionssicherheit

Die Stichprobeninventur ist eine hocheffiziente und rechtlich anerkannte Methode, um Inventuren schneller, schlanker und revisionssicher durchzuführen. Damit sie ihr volles Potenzial entfalten kann, braucht es eine solide Basis: saubere und verlässliche Stammdaten.

Unternehmen, die ihre Stammdaten konsequent pflegen, profitieren doppelt: Sie sichern sich nicht nur die Effizienzgewinne der Stichprobeninventur, sondern steigern zugleich die Datenqualität im gesamten Unternehmen. Das schafft Vertrauen bei Wirtschaftsprüfern, Transparenz im Controlling und eine belastbare Grundlage für künftige digitale Entwicklungen.

Die Investition in Stammdatenqualität ist daher weit mehr als eine Pflicht – sie ist ein strategischer Erfolgsfaktor für moderne Bestandsführung, rechtliche Sicherheit und nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit.

 

Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um die Qualität Ihrer Stammdaten zu erhöhen?

Lassen Sie uns gerne auf LinkedIn vernetzen und in den Austausch gehen! 
Hier finden Sie mein Profil.

ÜBER UNSERE EXPERT:INNEN

Daniel Schulteis

Daniel Schulteis

Experte für Inventur-Management

Daniel Schulteis ist bei INFORM im Account Management mit Fokus auf die Lösung INVENT XPERT für die Stichprobeninventur tätig. Mehr zu seiner Person können Sie seinem LinkedIn-Profil entnehmen.

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