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Explainable AI: Warum transparente KI die Zukunft bestimmt

31.07.2025 Pika Menzel

Was ist Explainable AI?

Explainable AI beschreibt Methoden und Ansätze, mit denen die Entscheidungen bzw. Antworten von KI-Systemen für Menschen nachvollziehbar und erklärbar gemacht werden. Das kann insbesondere bei sogenannten „Black Box“ Modellen helfen, die Entscheidungsfindung der KI transparenter zu machen. Explainable AI soll Transparenz, Vertrauen und Kontrolle schaffen – vor allem in sicherheitskritischen und regulierten Bereichen.
 

Warum ist Explainable AI wichtig?

Es reicht heute oft nicht mehr, dass eine KI einfach nur die richtige Antwort liefert. Entscheidend ist auch, wie sie zu dieser Antwort kommt.  

Das ist aus mehreren Gründen wichtig:  

  • Vertrauen und Akzeptanz: Nutzer*innen akzeptieren KI-Entscheidungen eher, wenn sie sie nachvollziehen können.
  • Regulatorische Anforderungen: Gesetze wie die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) oder der kommende EU AI Act fordern erklärbare Entscheidungsprozesse.
  • Bias-Erkennung: Durch Transparenz lassen sich Diskriminierungen und Fehlurteile aufdecken.
  • Debugging und Verbesserung: Entwickler*innen können Modelle leichter optimieren, wenn sie wissen, worauf diese ihre Entscheidungen stützen.
     

Praxisbeispiele: Wo kommt Explainable AI zum Einsatz?

Medizin:
Eine KI erkennt auf einem MRT-Bild Anzeichen eines Tumors. Mit Explainable AI kann der Arzt genau sehen, welche Bildbereiche zur Diagnose geführt haben. 

Finanzen:
Ein Kredit wird abgelehnt – die Bank muss erklären können, welche Kriterien (z. B. Einkommen, Schufa-Score) ausschlaggebend waren. 

Justiz & Polizei:
Entscheidungshilfen für Haftstrafen oder Risikobewertungen müssen transparent sein, um Vorurteile und Diskriminierung zu vermeiden. 

Recruiting & HR:
Automatisierte Bewerberbewertungen müssen fair und nachvollziehbar ablaufen – Explainable AI hilft, Vorurteile zu minimieren.
 

Techniken für Explainable AI

Es gibt verschiedene Methoden, um KI-Modelle erklärbar zu machen: 

  • LIME (Local Interpretable Model-Agnostic Explanations): Liefert lokale Erklärungen für einzelne Vorhersagen.
  • SHAP (SHapley Additive exPlanations): Bewertet, welchen Einfluss einzelne Merkmale auf die Modellentscheidung haben.
  • Entscheidungsbäume: Von Natur aus interpretierbar, da sie logische Entscheidungswege abbilden.
  • Attention-Mechanismen: Zeigen bei neuronalen Netzen (z. B. in NLP) an, auf welche Eingabeteile besonders geachtet wurde.
     

Herausforderungen

Trotz großer Fortschritte steht Explainable AI vor zentralen Herausforderungen.  

Leistungsstarke Modelle wie neuronale Netze sind oft schwer durchschaubar – nicht weil sie grundsätzlich unerklärbar sind, sondern weil ihre Erklärungen durch die Vielzahl einfließender Merkmale oft komplex und vielschichtig sind. So entsteht ein Spannungsfeld zwischen Modellleistung und Erklärbarkeit.  

Ein weiteres Problem ist die Subjektivität von Erklärungen. Was für Fachleute klar ist, kann für Nutzer*innen ohne technischen Hintergrund schwer verständlich sein. Erklärungen müssen also nicht nur korrekt, sondern auch zielgruppengerecht vermittelt werden.  

Zudem liefern viele Explainable AI-Methoden nur Annäherungen, die das tatsächliche Entscheidungsverhalten nicht immer vollständig abbilden. Das kann zu Fehlinterpretationen führen – gerade in sensiblen Bereichen wie Medizin oder Justiz.  

Explainable AI ist also nicht nur ein technisches, sondern auch ein kommunikatives und ethisches Thema, das sorgfältig adressiert werden muss.
 

Die Zukunft von Explainable AI

Explainable AI wird in vielen Anwendungsbereichen nicht nur ein „Nice-to-have“, sondern ein Must-have werden – vor allem durch steigende regulatorische Anforderungen. Was dabei aber berücksichtigt werden muss: Erklärbarkeit braucht Rechenleistung. Die Berechnung erklärender Analysen erfordert zusätzliche computationale Ressourcen, auf die sich Unternehmen einstellen müssen. Dieser Mehraufwand ist jedoch unvermeidbar, denn viele Unternehmen werden künftig verpflichtet sein, ihre KI-Systeme auditierbar und transparent zu gestalten.  

Dabei zeichnen sich bereits klare Trends ab: Modelle, die von Anfang an mit Erklärbarkeit im Fokus entwickelt werden („interpretable-by-design“), gewinnen an Bedeutung. Auch sogenannte Human-in-the-Loop-Systeme, bei denen Mensch und Maschine gemeinsam Entscheidungen treffen, setzen sich durch. Darüber hinaus wächst das Interesse an einer Standardisierung von Explainable AI-Methoden, um Erklärungen vergleichbar, messbar und reproduzierbar zu machen.
 

Fazit: Transparenz ist die neue Intelligenz

In einer Welt, in der KI immer mehr Entscheidungen beeinflusst, ist Transparenz der Schlüssel. Sie ermöglicht nicht nur Vertrauen, sondern auch verantwortungsvolle Innovation. Nur wenn Systeme verständlich sind, können wir sie sinnvoll einsetzen und gesellschaftlich akzeptieren. Explainable AI stellt daher die Basis für eine nachhaltige und faire Zukunft mit KI dar. 

ÜBER UNSERE EXPERT:INNEN

Pika Menzel

Werkstudentin Employer Branding

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