3 Schritte für eine effizientere Kommunikation im Shopfloor Management
22.03.2018 // Stipo Nad
„Wir treffen uns jeden Morgen auf dem Shopfloor“ – was für Laien nach einer lockeren Verabredung im Einkaufszentrum um die Ecke klingt, kann im Maschinen- und Anlagenbau ein sehr effizientes Meeting zwischen Führungskräften und Mitarbeitern bedeuten. Der Shopfloor ist nämlich der „Hallenboden“ und in diesem Zusammenhang nicht einfach nur ein Ort in der Produktion. Shopfloor Management ist ein Konzept aus dem Lean Management und hat als Ziel, die Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitern und Führungskräften zu optimieren sowie die Arbeitsprozesse kontinuierlich zu verbessern.
Dabei geht es darum, Kompetenzen am Ort der Wertschöpfung zu vereinen und so eine Leistungssteigerung zu erreichen. Das Konzept soll dabei helfen, Führung und Organisation hin zu einem schlanken Unternehmen zu entwickeln. Durch die Besprechungen direkt am Wertschöpfungsort können Entscheidungen beschleunigt und so schneller reagiert werden. Wird beispielsweise ein Mitarbeiter krank, kann direkt vor Ort entschieden werden, wo welcher Mitarbeiter eingesetzt wird – ganz schnell und effizient. Zudem können Ressourcen besser geplant und Potenziale schneller erkannt werden. Insgesamt werden die Prozesse transparenter und die Mitarbeiter durch eine stärkere Eigenverantwortung motiviert.
Das klingt sehr vorteilhaft. Doch wie sollte man Shopfloor Management in der Praxis umsetzen und wo können Führungskräfte oder Mitarbeiter in der Produktion starten, um es möglichst zielgerichtet und erfolgsversprechend einzusetzen?
Shopfloor Management kann eine verbesserte Kommunikation bewirken und hier sollte das Konzept auch starten: bei der Kommunikation. Das heißt, unangemeldet und unvorbereitet in der Fabrikhalle auftauchen, führt hier nicht ans Ziel. Im Folgenden beschreibe ich einen groben Plan, wie eine erfolgreiche Einführung von Shopfloor Management in der Produktion funktionieren kann:
1) Umdenken initiieren
Die Einführung sollte mit den Mitarbeitern besprochen und dadurch generelle Zweifel und Misstrauen gegenüber Veränderungen aus dem Weg geräumt werden. Führen Sie ganz klar die Vorteile auf, die das Management-Prinzip mit sich bringt. Umdenken ist bei Shopfloor Management oft eher von den Führungskräften und in der Management-Ebene gefragt als von den Produktionsmitarbeitern.
2) Daten aufbereiten
In vielen Produktionen mangelt es an Transparenz. Mit der Einführung von Shopfloor Management sollen relevante Kennzahlen wie zum Beispiel Rückstände oder Durchlaufzeiten nun auch für alle in der Produktion sichtbar sein. Dafür muss man zunächst alle wichtigen Daten zusammenführen und aufbereiten. Setzen Sie bereits Systeme für die Produktionsplanung ein, mit deren Daten Sie arbeiten können? Falls nicht, müssen Sie leider ein paar Schritte zurückgehen und bei der Datenerfassung ansetzen. Um ein kontinuierliches Produktionscontrolling aufzubauen, sollten alle wichtigen Einflussfaktoren in der Produktion wie Durchlaufzeiten, Rückstände, Fließgrad, Abarbeitungsgrad oder Engpässe gemessen werden.
APS-Systeme liefern diese Daten und optimieren auf deren Grundlage die Prozesse zu einem reibungslos funktionierenden Gesamtsystem. Auf diesem automatisierten Reporting basiert das Shopfloor Management. Der Aufwand für die grafische Aufbereitung der Daten wird durch die Automatisierung erheblich reduziert. Außerdem kann so die Aktualität der Daten ohne großen manuellen Zeitaufwand der Mitarbeiter gewährleistet werden. Zu den essentiellen Kennzahlen auf dem Shopfloor Board gehören unter anderem Kennzahlen zur Qualität der Produktion wie beispielsweise Ausschuss sowie Soll-Ist-Abweichungen, Mitarbeitereinsatz und Qualifikationsmatrix.
3) Meeting vereinbaren
Legen Sie los und vereinbaren Sie eine Uhrzeit für die täglichen Treffen mit allen beteiligten Fach- und Führungskräften für den regelmäßigen, gemeinsamen Blick auf die Kennzahlen - möglichst vor Beginn der Produktion. Das Shopfloor Management bietet einen guten Ausgangspunkt für den Schichtbeginn und die Schichtübergabe vor Ort. Die tagesaktuellen Zahlen, Ist- und Soll-Zustände, können dabei durch ein Ampelsystem auffällig visualisiert werden. In den Besprechungen sollen Probleme durch diese auffällige Visualisierung direkt identifiziert und Lösungen gefunden werden. Hierbei ist es vor allem wichtig, strukturiert vorzugehen, um zu einer nachhaltigen Lösung zu kommen.
Fazit
Auch im Maschinen- und Anlagenbau steigt der Druck, termintreu qualitativ hochwertige Produkte zu liefern und gleichzeitig Durchlaufzeiten, Rückstände und Fehlteile gering zu halten. Shopfloor Management kann produzierende Unternehmen dabei unterstützen, dieses Ziel gemeinsam zu erreichen – durch eine effiziente Kommunikation zwischen Führungsebene und Mitarbeitern in der Produktion. Für Führungskräfte kann das häufig eine große Umstellung bedeuten. Doch eine frühe Problemerkennung und -lösung sowie motivierte Mitarbeiter fordern ein Umdenken.
ÜBER UNSERE EXPERT:INNEN
Stipo Nad
Head of Business Development Produktion
Stipo Nad ist seit 2001 bei INFORM tätig und beschäftigt sich hauptsächlich mit den Themenschwerpunkten Advanced Planning & Scheduling sowie Produktionsplanung im Maschinen- und Anlagenbau und anderen Einzel- und Kleinserienfertigern.