Umfrage rund um das Yard Management bei Industrieunternehmen
108 Fach- und Führungskräfte geben Einblicke: Wo liegen aktuell die größten Herausforderungen im Yard Management, welche Rolle spielen digitale Lösungen und welche Technologien werden künftig entscheidend sein?
Studien-Teilnehmende
108 Fach- und
Führungskräfte
aus Logistik, Industrie und Handel
vorwiegend
deutsche Unternehmen
Auszug aus den Ergebnissen
Auf deutschen Werkshöfen läuft selten alles nach Plan. Zwischen ankommenden Lkw, knappen Ressourcen und engen Zeitfenstern wird täglich um reibungslose Abläufe gerungen. Das Yard Management spielt dabei eine Schlüsselrolle. Es sorgt dafür, dass Anlieferung, Lager, Produktion und Versand ineinandergreifen und Materialflüsse im Takt bleiben. Doch gerade dieser Bereich steht vielerorts unter Druck, denn Lieferketten werden komplexer und die Erwartungen an Transparenz und Effizienz wachsen stetig.
Pünktlichkeit bleibt Ausnahme
Wie sich das in der Praxis auswirkt, zeigt die aktuelle Umfrage. Rund 29 Prozent der Befragten berichten, dass sich bei weniger als jedem zehnten Lkw die geplante Ankunftszeit verschiebt. Bei weiteren 25 Prozent treten Verspätungen bei bis zu einem Viertel der Transporte auf und 19 Prozent erleben sie bei rund der Hälfte aller Anlieferungen. Besonders herausfordernd ist die Situation für 14 Prozent der Unternehmen, bei denen mehr als die Hälfte der Lkw verspätet eintreffen. Kein einziger Befragter gab an, dass Ankünfte grundsätzlich pünktlich erfolgen.
Die Ursachen sind vielfältig: 66 Prozent nennen unerwartete Ereignisse oder Störungen im Ablauf, die schnell Kettenreaktionen auslösen können. 64 Prozent verweisen auf Engpässe bei internen Ressourcen, wie Personal oder Technik, die die Abläufe zusätzlich ausbremsen. Unkoordinierte Lkw-Ankünfte werden von 54 Prozent genannt, ungenau geplante oder fehlende Zeitfenster von 37 Prozent und überlastete Ladestellen von 35 Prozent. Und manchmal scheitert es schlicht an der Praxis: QR-Code-Check-ins, die nicht funktionieren, fehlende Avisierungen oder Zollformalitäten sorgen gerade bei internationalen Transporten für zusätzlichen Aufwand, wie einzelne Befragte berichten.
Volle Höfe, enge Zeitfenster
Wie groß die logistische Leistung tagtäglich ist, zeigt ein Blick auf das Transportaufkommen: Rund 39 Prozent der befragten Unternehmen verzeichnen täglich zwischen 51 und 100 Lkw-Ankünfte. Etwa 35 Prozent liegen bei bis zu 50 Fahrzeugen pro Tag, während 10 Prozent zwischen 101 und 200 Anlieferungen abwickeln. Bei 16 Prozent sind es sogar mehr als 200 Lkw täglich. Entsprechend hoch ist der Takt: Bei mehr als der Hälfte (53 Prozent) dauert die Abfertigung eines Lkw zwischen einer und zwei Stunden. Knapp 29 Prozent schaffen es, Fahrzeuge innerhalb einer Stunde abzufertigen. Bei rund 6 Prozent dauert der Prozess zwischen zwei und drei Stunden, weitere 9 Prozent benötigen sogar mehr als drei Stunden, um die Fahrzeuge wieder auf die Straße zu bringen.
Angesichts dieser Dimensionen wird deutlich: Wer tagtäglich dutzende oder gar hunderte Lkw über den Hof manövriert, braucht mehr als nur gutes Timing. Viele Unternehmen setzen daher auf digitale Unterstützung, um Abläufe transparenter, planbarer und effizienter zu gestalten. Rund 59 Prozent der Befragten nutzen bereits aktiv eine Yard-Management-Software, weitere sechs Prozent befinden sich in der Einführungsphase. Trotz des Digitalisierungstrends fehlen bei 24 Prozent bislang entsprechende Funktionalitäten und elf Prozent sehen für ihr Unternehmen derzeit keinen Bedarf. Die Gründe dafür sind fehlende interne Kapazitäten (48 Prozent), Schwierigkeiten bei der Integration in bestehende IT-Systeme (27 Prozent) sowie organisatorische Hürden in der Abstimmung mit Spediteuren oder Partnern (25 Prozent). Auch Widerstände im Change Management spielen bei 25 Prozent eine Rolle. Weitere Gründe sind unklare Nutzenargumente (18 Prozent), funktionierende bestehende Prozesse (16 Prozent) sowie Budgetgrenzen (14 Prozent). Einige Befragte nennen zudem branchenspezifische Ursachen wie fehlende Infrastruktur oder restriktive Kundenprozesse.

Effizienz und Transparenz als wichtigste Ziele
Die Ziele, die Unternehmen mit dem Einsatz eines Yard Management Systems verbinden zielen vor allem auf mehr Effizienz und Transparenz ab. So wollen drei Viertel der Befragten (77 Prozent) mit dem Einsatz eines solchen Systems vor allem Durchlauf- und Wartezeiten verkürzen. Etwa die Hälfte (51 Prozent) strebt eine präzisere Steuerung des Lkw-Zulaufs an und 46 Prozent möchten eine gleichmäßigere Auslastung von Personal und Ladestellen erreichen. Rund ein Viertel der Unternehmen verbindet mit digitalen System das Ziel, Standgelder zu reduzieren (26 Prozent) oder eine höhere Transparenz über Verkehre und Prozesse im Werk zu schaffen (25 Prozent).
Bei den Anforderungen an moderne Yard Management Systeme steht klar die Automatisierung im Fokus. 60 Prozent der Befragten wünschen sich, dass Prozesse künftig weitgehend selbstständig ablaufen und so effizienter werden. Auch die Einbindung der Fahrer spielt eine große Rolle: 63 Prozent legen Wert auf Self-Check-in-Funktionen, 56 Prozent auf mobile Anwendungen zur eigenständigen Verwaltung von Ankunft und Abläufen. Ebenso wichtig sind Transparenz und Vernetzung. 55 Prozent fordern Auswertungs- und Reportingtools, 53 Prozent eine schnelle Reaktionsfähigkeit auf Planabweichungen. Rund ein Drittel sieht zudem die Anbindung von Hardware wie Schranken, Ampeln oder Sensorik als zentral an, während etwa ein Viertel Schnittstellen zu Telematik-, Zeitfenster- oder Trailersystemen für notwendig hält, um Datenflüsse nahtlos zu verknüpfen.

Der zunehmende Einsatz intelligent steuernder, digitaler Systeme, Self-Check-ins und mobiler Anwendungen zeigt, dass Yard Management längst strategisch gedacht wird und die Benefits mehr und mehr erkannt werden.
Blick nach vorn: KI, Cloud und Echtzeitdaten
Wie sieht das Yard Management der Zukunft aus? Für die meisten Unternehmen lautet die Antwort: smarter, vernetzter und einfacher in der Bedienung. So steht an erster Stelle die mobile und intuitive Bedienbarkeit, 61 Prozent der Befragten halten sie für ein Muss, damit Fahrer, Disponenten oder Werkschutz gleichermaßen einfach mit dem System arbeiten können. Fast die Hälfte erwartet zudem eine tiefe Integration in bestehende ERP-, Lager- oder Transportsysteme (49 Prozent) sowie Echtzeit-Tracking über IoT- und Telematiklösungen (46 Prozent). 45 Prozent sehen in KI-basierter Optimierung von Abläufen einen entscheidenden Schritt hin zu mehr Effizienz. Ein Drittel (31 Prozent) betont die Bedeutung cloudbasierter, skalierbarer Architekturen, die Flexibilität und Zukunftssicherheit gewährleisten sollen. Auch die technologische Basis verändert sich: 40 Prozent der Unternehmen nutzen bereits Cloud-Lösungen, 52 Prozent zeigen sich offen für deren Einsatz.
„Die Ergebnisse zeigen, wie sensibel die Prozesse im Yard Management auf kleinste Abweichungen reagieren“, resümiert Oliver Graf, Produktmanager SYNCROSUPPLY bei INFORM. „Trifft ein Lkw zu spät ein, löst das oft eine ganze Kette an Folgeeffekten aus, von Wartezeiten an der Rampe bis hin zu Engpässen in der Produktion oder Verzögerungen bei zugesicherten Auslieferterminen. Gleichzeitig zeigt sich aber auch ein positiver Trend: Viele Unternehmen nehmen diese Schwachstellen nicht mehr hin, sondern steuern aktiv dagegen. Der zunehmende Einsatz intelligent steuernder, digitaler Systeme, Self-Check-ins und mobiler Anwendungen zeigt, dass Yard Management längst strategisch gedacht wird und die Benefits mehr und mehr erkannt werden. Besonders spannend ist die Entwicklung hin zu intelligent vernetzten Lösungen mit Schnittstellen zu ERP, IoT und Telematik, cloudbasierten Architekturen und zunehmend auch KI-gestützten Optimierungen. Wer hier früh die richtigen Strukturen schafft, legt den Grundstein für eine widerstandsfähigere und zugleich effizientere Lieferkette“, so Graf.

