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Digital Twin im Behältermanagement

Wie virtuelle Zwillinge die Mehrweglogistik revolutionieren

13.10.2025 Laura Skropke

In der modernen Supply Chain stehen Unternehmen unter großem Druck: Sie müssen Lieferketten resilienter machen, gleichzeitig Kosten reduzieren und strenger werdende Nachhaltigkeits- und Regulierungsziele einhalten. Ein Bereich, in dem all diese Herausforderungen zusammenlaufen, ist das Behältermanagement. Ob KLT, Gitterbox oder Großladungsträger – ohne Mehrwegbehälter kommt keine industrielle Supply Chain mehr aus. Doch gerade hier fehlt es oft an Transparenz: Wo genau befinden sich die Behälter aktuell? Wie hoch sind die Bestände an einem bestimmten Standort? Werden in den nächsten Wochen genug Verpackungen verfügbar sein oder drohen Engpässe?

Genau hier setzt der Ansatz des Digital Twin an. Ein Digital Twin ist ein virtuelles Abbild der physischen Realität. Übertragen auf das Behältermanagement bedeutet das: Jeder einzelne Behälter im Pool erhält ein digitales Gegenstück, das alle relevanten Daten bündelt – vom Standort über den aktuellen Status bis hin zur Nutzungshistorie. Damit werden Behälterflotten nicht nur sichtbar, sondern auch steuerbar und vor allem planbar.
 

Transparenz schaffen, wo bisher Blind Spots waren

Ein zentrales Problem im Behältermanagement sind fehlende Informationen. Oft wissen Unternehmen nur grob, wie viele Behälter im Umlauf sind, aber nicht, wo genau sie sich befinden und in welchem Zustand. Der Digital Twin löst dieses Problem, indem er lückenlose Transparenz schafft. Bewegungen der Behälter lassen sich in Echtzeit nachvollziehen: ob ein Behälter gerade befüllt wird, auf dem Weg zum Kunden ist, zur Reinigung zurückkommt oder in Reparatur muss.

Diese Transparenz bringt sofort messbare Vorteile. Verluste und Schwund werden reduziert, Suchzeiten sinken deutlich, und Verantwortliche können auf Knopfdruck sehen, wie es um die Bestände bestellt ist. Anstatt blind zu agieren, können sie faktenbasiert Entscheidungen treffen.
 

Planung und Prognosen mit KI-Unterstützung

Der wahre Mehrwert des Digital Twin entfaltet sich jedoch, wenn er mit KI und Predictive Analytics kombiniert wird. Denn dann geht es nicht mehr nur darum, den aktuellen Zustand abzubilden, sondern auch die Zukunft präzise planen zu können.

Mit historischen Daten und Echtzeitinformationen lassen sich Muster erkennen: Wann treten an bestimmten Standorten Engpässe auf? Welche Werke benötigen zu welcher Zeit besonders viele Ladungsträger? Wie wirkt sich eine geänderte Transportfrequenz auf den Pool aus? Diese Erkenntnisse fließen in Prognosen ein, die Verantwortlichen helfen, Bedarfe frühzeitig zu erkennen und aktiv gegenzusteuern.

Das Ergebnis: Transporte lassen sich besser bündeln, Umläufe effizienter planen und Über- oder Unterbestände vermeiden. Unternehmen profitieren dadurch doppelt – von höherer Effizienz und spürbaren Kosteneinsparungen.
 

Nachhaltigkeit und Compliance als Treiber

Neben Effizienz ist Nachhaltigkeit heute ein entscheidendes Kriterium. Die EU-weite Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) setzt Unternehmen unter Zugzwang, die Kreislauffähigkeit und Wiederverwendung ihrer Verpackungen zu erhöhen. Der Digital Twin liefert hierfür die notwendige Datenbasis.

Er ermöglicht den Nachweis, wie oft ein Behälter tatsächlich wiederverwendet wurde, wie viele Umläufe er bereits hinter sich hat, wie lange er im Einsatz ist und welche Touren und Strecken er bereits zurückgelegt hat. So können Unternehmen regulatorische Anforderungen sicher erfüllen – und darüber hinaus durch optimierte Nutzung ihrer Behälter CO₂-Emissionen reduzieren. Weniger Leerfahrten, weniger Überproduktion und ein insgesamt ressourcenschonenderer Einsatz von Mehrwegverpackungen zahlen direkt auf die Nachhaltigkeitsziele ein.
 

Praxisbeispiel: Neue Standorte simulieren, bevor sie Realität werden

Ein anschauliches Beispiel für den Einsatz des Digital Twin ist die Eröffnung neuer Produktions- oder Distributionsstandorte. Normalerweise ist es schwierig abzuschätzen, welche Auswirkungen zusätzliche Werke auf die bestehenden Behälterkreisläufe haben werden. Mit einem Digital Twin können Unternehmen diese Szenarien simulieren, bevor die erste Palette oder die erste Box tatsächlich bewegt wird.

So lässt sich ermitteln, wie viele zusätzliche Behälter benötigt werden, welche Transportstrecken stärker belastet werden oder ob das vorhandene Pooling-System ausreicht. Potenzielle Engpässe oder Überkapazitäten werden frühzeitig erkannt, sodass Unternehmen rechtzeitig gegensteuern können. Statt auf Trial-and-Error zu setzen, ermöglicht der Digital Twin eine vorausschauende Planung auf Basis valider Daten.
 

Fazit: Vom Reagieren zum proaktiven Steuern

Das Behältermanagement befindet sich im Wandel. Mit klassischen Methoden ist es kaum noch möglich, die steigende Komplexität und Dynamik in Lieferketten zu beherrschen. Der Digital Twin eröffnet hier völlig neue Möglichkeiten: Er verwandelt Behältermanagement von einem reaktiven Prozess – geprägt von Nachverfolgung und Korrekturmaßnahmen – zu einem proaktiven Steuerungsinstrument, das Unternehmen die Kontrolle über ihre Mehrweglogistik zurückgibt.

Wer heute auf Digital Twin-Technologie setzt, profitiert nicht nur von höherer Transparenz und Effizienz, sondern schafft auch die Grundlage für nachhaltige und regelkonforme Supply Chains. Damit wird der Digital Twin zu einem entscheidenden Baustein, um Unternehmen zukunftssicher aufzustellen und gleichzeitig messbare Einsparungen zu erzielen.
 

ÜBER UNSERE EXPERT:INNEN

Laura Skropke

Laura Skropke

Produktexpertin | Behältermanagement

Laura Skropke ist seit September 2024 als Product Marketing Specialist bei INFORM tätig. Ihr Fokus liegt auf der Optimierung von Behälterflüssen sowie der Förderung nachhaltiger und effizienter Kreislaufwirtschaft in der Logistik.

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