Mehrwegverpackungen gelten als eine der wirkungsvollsten Maßnahmen, um Emissionen und Abfall in der Logistik zu reduzieren. Unternehmen entscheiden sich dafür, weil sie Ressourcen schonen, Müll vermeiden, vor allem aber langfristig Kosten sparen wollen. Doch ob Mehrweg diese Wirkung tatsächlich entfaltet, hängt von einem Faktor ab, der oft unterschätzt wird: einem intelligenten Behältermanagement.
Viele Unternehmen gehen davon aus, dass Mehrweg automatisch nachhaltiger ist – unabhängig davon, wie gut das System dahinter funktioniert. Die Klimabilanz einer Mehrwegverpackung ist allerdings kein Selbstläufer. Echte Vorteile entstehen erst dann, wenn Verpackungen effizient im Kreislauf geführt werden, zuverlässig zurückkommen und eine ausreichend hohe Zahl an Umläufen erreichen.
Eine aktuelle Studie der University of Applied Sciences Upper Austria und des AIT Austrian Institute of Technology zeigt das sehr deutlich: Der CO₂-Vorteil von Mehrwegverpackungen stellt sich erst nach einer gewissen Anzahl von Umläufen ein, häufig schon ab rund 20 Einsätzen. Danach liegen die Emissionen deutlich unter denen von Einwegverpackungen. Doch worüber niemand spricht: Bleibt die Umlaufzahl niedrig, weil etwa viele Behälter verloren gehen oder lange ungenutzt im System liegen, schrumpft dieser Vorteil schnell so weit zusammen, dass in manchen Fällen sogar die Einweglösung zur nachhaltigeren und erst recht zur kostengünstigeren Alternative wird.
Damit wird klar: Nicht die Verpackung selbst entscheidet über die Nachhaltigkeit, sondern die Art und Weise, wie sie eingesetzt wird.
Nachhaltigkeit entsteht durch Nutzung, nicht durch Anschaffung
Der ökologische Fußabdruck einer Mehrwegverpackung ist am Anfang hoch. Herstellungskosten, Materialeinsatz und Energiebedarf sind größer als bei einem Einwegkarton. Doch im Gegensatz zur Einwegalternative verteilt sich dieser Aufwand in der Theorie über viele Nutzungszyklen.
Je öfter eine Verpackung also im Kreis läuft, desto geringer wird ihr durchschnittlicher CO₂-Impact pro Einsatz. Der Schlüssel liegt deshalb in der konsequenten Nutzung – und genau hier spielt Behältermanagement seine größte Rolle.
Ein gut organisiertes System sorgt dafür, dass Behälter:
- schnell wieder in Umlauf gelangen, statt wochenlang in Zwischenlagern zu stehen,
- verlässlich zurückgeführt werden, ohne verlorenzugehen oder im Netzwerk „zu versickern“,
- dort zur Verfügung stehen, wo sie gebraucht werden, statt Engpässe an einem Standort und Überbestände an einem anderen zu verursachen.
Jeder verlorene oder verspätet zurückgeführte Behälter verschiebt den ökologischen Break-even – manchmal so stark, dass der eigentlich nachhaltige Ansatz seinen Vorsprung verliert.
Transparenz, KI und Optimierung machen den Unterschied
Gerade hier liegen die größten Herausforderungen vieler Unternehmen. Ohne Transparenz über Bestände, Standorte und tatsächliche Umlaufleistungen ist es nicht möglich, das Potenzial von Mehrweg vollständig auszuschöpfen. Erst wenn klar ist, wo sich Behälter befinden, wie sie genutzt und wo sie gebraucht werden und an welchen Stellen sie aus dem Kreislauf fallen, lassen sich strukturelle Ineffizienzen erkennen.
Digitale Lösungen wie SYNCROTESS bringen Ordnung in diese Komplexität. Sie zeigen, wo Behälter sich befinden, in welchem Zustand sie sind, wie lange sie bereits dort stehen und wann und von wo sie zuletzt bewegt wurden. Durch diese Datengrundlage entsteht ein verlässliches Bild der eigenen Kreisläufe – und Unternehmen können gezielt eingreifen, bevor ineffiziente Muster entstehen.
Mit dem Einsatz von KI geht dieser Effekt noch einen Schritt weiter: Aus reiner Transparenz wird aktive Optimierung. Künstliche Intelligenz erkennt Muster in Bewegungs- und Nutzungsdaten, prognostiziert Bedarfe an einzelnen Standorten und identifiziert frühzeitig Risiken wie drohende Engpässe, Überbestände oder potenziellen Schwund. So werden Entscheidungen nicht nur schneller, sondern auch präziser. Die Kreisläufe stabilisieren sich, Rückführungen erfolgen geordneter und schneller, und Umläufe erreichen häufiger die notwendige Anzahl, um den ökologischen Vorteil von Mehrwegverpackung voll auszuschöpfen.
Transparenz und KI-gestützte Optimierung sorgen gemeinsam dafür, dass weniger Sicherheitsbestände nötig sind, Umläufe beschleunigt werden können, weniger Neuproduktionen notwendig sind und CO₂-intensive Repositionierungen vermieden werden. Damit wird das Behältermanagement zu einem aktiven, messbaren Hebel für die Klimabilanz und Mehrwegverpackungen zu einem wirklich nachhaltigen Bestandteil der Lieferkette.
Mehrweg als strategischer Nachhaltigkeitsfaktor
In einer Zeit, in der die Anforderungen an ESG-Berichte, CO₂-Transparenz und Regulierungen wie die PPWR steigen, reicht es nicht mehr aus, nur „Mehrweg“ zu nutzen. Unternehmen müssen nachweisen, welchen Beitrag ihre Systeme tatsächlich leisten.
Ein funktionierendes Behältermanagement liefert genau diese Daten. Es zeigt nicht nur, wie viele Verpackungen im Einsatz sind, sondern auch, wie viele Umläufe sie erreichen, wie viele Kilometer sie dabei zurückgelegt haben und wie hoch (oder niedrig!) der Verlustanteil ist. Diese Messbarkeit macht Nachhaltigkeit greifbar, belegbar – und damit glaubwürdig.
Für Unternehmen bedeutet das:
Wer Mehrweg professionell managt, kann seine ökologische Leistung nicht nur verbessern, sondern auch dokumentieren und kommunizieren. Das wird zunehmend zu einem echten Wettbewerbsvorteil.
Fazit
Mehrwegverpackungen sind nicht automatisch nachhaltig. Sie können es sein (und zwar in beeindruckendem Ausmaß!), aber nur, wenn die Kreisläufe stabil, transparent und effizient gesteuert werden.
Die positive Klimawirkung entsteht dann, wenn Behälter möglichst viele Umläufe erreichen, zuverlässig zurückkehren und ohne unnötige Zusatzfahrten bewegt werden. Genau das macht gutes Behältermanagement aus: Es sorgt dafür, dass das Potenzial von Mehrweg nicht theoretisch bleibt, sondern im Alltag wirkt: messbar, nachvollziehbar und nachhaltig.