Stimmungsbild im Maschinenbau: So begegnet die Branche den aktuellen Herausforderungen
04.12.2025
Der deutsche Maschinenbau blickt 2025 auf ein herausforderndes Jahr. Wirtschaftliche Unsicherheit und struktureller Wandel machen sich stärker denn je bemerkbar. Eine aktuelle Befragung des Aachener Softwareunternehmens INFORM zeigt, worauf sich Unternehmen in dieser Phase konzentrieren und welche Prioritäten sie setzen, um auch unter veränderten Rahmenbedingungen handlungsfähig zu bleiben.

Die Branche kämpft mit wirtschaftlicher Unsicherheit und Fachkräftemangel, setzt aber klar auf Termintreue und Effizienz (Bildquelle: INFORM GmbH).
Die qualitative Befragung fand im vierten Quartal 2025 im Rahmen des 23. FELIOS-Anwendertreffens von INFORM statt. Dort kamen rund 130 Fach- und Führungskräfte der rund 300 Kunden des Softwareunternehmens zusammen, um sich über aktuelle Entwicklungen und praktische Erfahrungen mit FELIOS, einer KI-gestützten Optimierungssoftware für die Produktionsplanung, auszutauschen. Um ein aktuelles Stimmungsbild zur derzeitigen wirtschaftlichen Situation im Maschinen- und Anlagenbau zu erfassen, wählte INFORM aus diesem Kreis 39 Experten aus, die im Detail interviewt wurden. Darunter Unternehmen wie Liebherr, die SMS Group GmbH sowie die J.M. Voith SE GmbH.
Belastungsprobe für den Maschinenbau
Mehr als die Hälfte der Befragten (je 56 Prozent) nennen die wirtschaftliche Unsicherheit und den Fachkräftemangel als derzeit größte Herausforderungen. Auch Umsatzrückgänge und der Wettbewerbsdruck (je 44 Prozent) machen den Unternehmen zu schaffen. Hinzu kommen Lieferketteninstabilität (36 Prozent) und Kostensteigerungen (36 Prozent), die vor allem die Produktionsplanung und Kalkulation beeinflussen.
Deutlich differenzierter fällt das Bild aus, wenn es um die konkreten Auswirkungen dieser Entwicklungen auf die Produktion und Lieferketten geht. Einige Unternehmen berichten von spürbaren Belastungen durch Lieferengpässe, Personalmangel und steigenden Kostendruck. „Wir verzeichnen Verzögerungen bei der Lieferzeit von Norm- und Zukaufteilen. Viele Angebote werden aktuell gar nicht mehr angenommen“, beschreibt ein Teilnehmer. Ebenfalls häufig erwähnen die Befragten sinkende Auftragseingänge. „Der Auftragseingang ist um rund 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen“, so ein Maschinenbauer. Ein anderes Unternehmen ergänzt: „Der Auftragseingang ist rückläufig, bleibt aber stabil, da wir global aufgestellt sind.“ Auch geopolitische und regulatorische Faktoren schlagen auf die Lieferketten durch. „Lieferketten aus Ländern mit neuen Zollrichtlinien werden instabil“, berichtet ein Teilnehmer. Ein anderer verweist auf den internationalen Wettbewerb: „Sehr stark, gerade in Bezug auf den Zollstreit um Magnete aus China.“ Wieder andere nennen steigende Energiekosten und die Auswirkungen des europäischen Green Deals als zusätzliche Belastung.
Bei aller Unsicherheit zeigen die Antworten jedoch auch positive Tendenzen. So berichten einzelne Unternehmen von einer stabilen oder guten Auftragslage: „Unsere Auftragslage ist derzeit sehr gut – die wirtschaftliche Lage wirkt sich bislang kaum aus“, sagt ein Befragter. „Die Lieferkette hat sich verbessert, da die allgemeine Nachfrage gesunken ist“, ergänzt ein anderer. Einige beobachten zudem, dass sich die Liefertreue der Zulieferer „durch die geringere Auslastung verbessert“ habe.
Fokus auf Stabilität und Effizienz in der Produktionsplanung
Zu den zentralen Zielen der befragten Unternehmen zählen vor allem Termintreue (79 %), Effizienzsteigerung (72 %) und Kostenreduktion (54 %). Ebenso werden Flexibilität (46 %) und Innovationskraft (26 %) genannt. Abschließend wurden die Teilnehmenden gefragt, welche Entwicklungen in den kommenden Jahren den größten Einfluss auf die Produktionsplanung haben werden. Hier stehen vor allem drei Entwicklungen im Mittelpunkt, die die Produktionsplanung prägen werden: Lieferkettenrisiken, Individualisierung und Nachhaltigkeit. Rund 87 Prozent sehen in den Unsicherheiten globaler Lieferketten den größten Einflussfaktor für die Zukunft. 69 Prozent nennen die Individualisierung mit ihren Anforderungen an kleinere Losgrößen und flexiblere Abläufe. 46 Prozent betonen die Nachhaltigkeit als zentralen Aspekt, insbesondere mit Blick auf Energieeffizienz, Ressourcenschonung und regulatorische Vorgaben.
„Die aktuelle Situation führt vielen Unternehmen vor Augen, wie entscheidend belastbare Planungsprozesse für ihre Wettbewerbsfähigkeit sind“, resümiert Stipo Nad, Head of Sales and Customer Management im Geschäftsbereich Production Excellence bei INFORM. „Gerade in diesem Umfeld mit sinkenden Umsatzprognosen und steigenden Personalkosten zeigt sich, wie wichtig Transparenz, Produktivität und ein ganzheitlicher Blick auf die Wertschöpfung sind. Wer seine Planung aktiv steuert statt nur reagiert, kann Unsicherheit in Handlungssicherheit übersetzen. Genau dort entsteht derzeit der Unterschied im Markt“, so Nad.